México

Kontakt+Info

Oaxaca

Auf den Spuren der Zapoteken, der Mixteken und des Mezcales

13. September 2015

Vom 19. bis am 23. August machten wir Ferien in Oaxaca, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Oaxaca ist einer der Bundesstaaten, die schöne Strände am Pazifik haben, gegen das Landesinnere dann aber sehr schnell ansteigen; in Oaxaca sind der Grund dafür die Gebirgszüge Sierra Madre del Sur und Sierra Madre de Oaxaca. Er ist etwas mehr als doppelt so gross wie die Schweiz, hat aber nur rund die Hälfte der Einwohner davon. Im Bundesstaat leben 16 verschiedene etnischen Gruppen, und er ist äusserst farbenfroh und generell ein Zentrum von Kultur, Musik und Kunst.

Karte mit Mexiko-Stadt und Oaxaca Karte von Mexiko mit den 32 Bundesstaaten; der Bundesstaat Oaxaca ist rot eingefärbt, dessen gleichnamige Hauptstadt ist der blaue Punkt.

Oaxaca ist einer der südlichen Staaten von Mexiko, aber nicht allzu weit entfernt von Mexiko-Stadt. So machten wir uns mit dem Auto auf die rund 465 Kilometern von Mexiko-Stadt nach Oaxaca, gut 5.5 Stunden Autofahrt. Ich bin ja bekanntlich kein grosser Freund des Autofahrens. Aber die Reise ist immerhin von der Topographie und dem Klima her interessant. Der höchste Pass führt auf über 3200 M.ü.M, das tiefste zu durchquerende Tal ist auf knapp 1000 M.ü.M., und man passiert verschiedene Klimazonen, von Nadelwäldern zu Wüsten mit nichts als Kakteen und steinigen Einöden. Dabei kreuzt man zwei geologische Verwerfungen, die regelmässig die Strasse zerstören.

Profil Mexiko-Stadt - Oaxaca Profil der Reise von Mexiko-Stadt nach Oaxaca: auf der gut 465 km langen Reise von Mexiko-Stadt (~2200 M.ü.M.) nach Oaxaca (~1500 M.ü.M.) geht es rauf und runter, zwischen knapp 1000 und über 3200 M.ü.M.

Ein Ziel der Reise war es, etwas mehr über die Zapoteken und die Mixteken zu erfahren. Die Zapoteken kamen einige Jahrhunderte B.C. hierhin. Sie waren die herrschende Kultur bis um etwa 1000 A.D., als sie von den Mixteken abgelöst wurden. Diese herrschten dann, bis sie von den Spaniern verdrängt wurden. Die Zapoteken und die Mixteken sind heute die dritt- respektive viertgrösste einheimische Minorität in Mexiko, beide mit einer Bevölkerung von zwischen 700‘000 und 800‘000 Menschen, der grösste Teil davon im Bundesstaat Oaxaca und den benachbarten Staaten. (Die grösste Minorität in Mexiko sind mit rund 2.5 Millionen Menschen die Nahuas, zu denen unter anderem die Azteken oder Mexicas gehören; die zweitgrösste sind die die Mayas, mit rund 1.5 Millionen Menschen. Dann kommen wie gesagt die Zapoteken und die Mixteken.)

Als Erstes besuchten wir Mitla, das die wichtigste religiöse Stätte der Zapoteken war. Der Name Mitla kommt aus dem Nahuatl, und bedeutet soviel wie Stätte der Toten oder Unterwelt. Mitla bestand einige Jahrhunderte B.C. bis zu der Ankunft der Spanier in den 1520ern. Die Spanier zerstörten dann den Grossteil der Tempelanlagen, und bauten ihre eigene Kirche darüber, die Kirche des San Pedro.

San Pedro über den Ruinen von Mitla. Die Ruinen von Mitla Die Ruinen von Mitla. Die Spanier zerstörten grosse Teile davon, und bildeten ihre eigene Kirche darüber, die Kirche des heiligen Pedro. Die religiöse Stätte Mitla ist bekannt für ihre in Mexiko einzigartigen dekorativen steinernen Strukturen in den Tempelwänden, die ohne Mörtel gefertigt wurden.

Der nächste Besuch galt Monte Albán, das wichtigste politisches Zentrum der Zapoteken. Es war der Ort der Regierung bis die Mixteken kamen um ca. 1000 A.D. Die Mixteken brauchten Monte Albán nicht mehr als Regierungsort, sie hielten den Ort aber heilig und beerdigten da die noblen und wichtigen Bürger. Dadurch findet man in Monte Albán Einflüsse beider Kulturen.

Monte Albán: Blick Richtung Süden. Monte Albán: Blick Richtung Norden. Monte Albán beeindruckt durch seine Grösse und seine erhobene Lage auf dem Berg. Man hat einen wunderbaren Ausblick auf die Täler rundherum. Im ersten Foto sieht man Richtung Süden, im zweiten Richtung Norden, und zusammen zeigen sie einen Grossteil der Anlage.

Liliana und ich auf Monte Albán. Zapotekische Steinfigur. Zapotekische Steinfigur. Monte Albán. Einige weitere Eindrücke dieser wunderschönen Ruinenstätte Monte Albán.

Die Altstadt von Oaxaca ist wunderschön, und dementsprechend wimmelt es nur so von Touristen. Leider haben wir fast keine Fotos gemacht in der Stadt selber; wir haben sie einfach genossen. Sie hat rund 300‘000 Einwohner und ist, verglichen mit der Hektik in Mexiko-Stadt, gemütlich und entspannt. In Oaxaca sehr beliebt sind die Chapulines, geröstete Heuschrecken, ein äusserst leckere Knabberei. Sie werden meist entweder einfach mit Salz und Limetten, mit Chilis oder mit Knoblauch gewürzt. Einer der Nationalhelden von Mexiko ist Benito Juárez. Er war der erste einheimische Präsident von Mexiko, ein Zapoteke von Oaxaca. Er regierte von 1859-1872; einige Jahre davon im Exil, während dem die Franzosen Mexiko besetzten. Er ist in ganz Mexiko wichtig, aber in Oaxaca natürlich noch mehr; so sehr, dass die Stadt Oaxaca offiziell auch nach ihm benannt ist, der komplette Name der Stadt ist Oaxaca de Juárez.

Kirche des Santo Domingo de Guzmán Chapulines. Panorama; Sierra de Oaxaca. Ein paar wenige Eindrücke von Oaxaca: die Kirche des Santo Domingo de Guzmán; eine Verkäuferin von Chapulines (Heuschrecken); ein Panorama in der Sierra de Oaxaca, aufgenommen auf dem Rückweg nach Mexiko-Stadt.

Ein zweites Ziel der Reise, und der eigentliche Hauptgrund, war der Mezcal. Wir wollten mehr erfahren über dieses Agaven-Destillat, das so langsam über die mexikanische Grenze hinaus in Mode kommt. Die Agave, ein Sukkulent, wird hier meist Maguey genannt, und die Mexikaner brauchten und brauchen die Magueys für unglaublich vielfältige Dinge: die Fasern können als Fäden benutzt werden, die spitzen Dornen als Nadeln und die Haut als Papier. Das Sekret, das aus der Pflanze kommt, ist sehr süss und wird Honigwasser genannt (aguamiel). Dieses vergärt äusserst rasch, und heraus kommt ein Getränk mit einem Alkoholgehalt wie etwa Bier, was man dann Pulque nennt. Oder aber eben, sie rösten die Agavenherzen, zerkleinern und vergären sie, und destillieren es zu Mezcal. Eine Agave braucht je nach Sorte 8 bis gegen die 30 Jahre zum Reifen, und blüht nur einmal. Daher sagt man auch, dass der Mezcal das einzige Destillat ist, das schon gealtert/gereift produziert wird.

Wir besuchten sieben verschiedene Palenques, wie die Brennereien genannt werden. Diese sind normalerweise recht kleine Familienbetriebe, und der Grossteil der Arbeit ist Handarbeit, manchmal mit der Hilfe eines Esels oder eines Pferdes. (Es gibt auch einige industrialisierten Grossbrennereien, aber die interessieren uns nicht.) Die Eindrücke und das Wissen, das wir von dieser Reise mitnahmen, ist riesig. Die Agave ist eine unglaublich interessante Pflanze, und die Mezcalproduktion ist eine faszinierende Industrie.

Ich beschränke mich hier auf eine kurze, zusammenfassende Bilderstrecke bezüglich der Produktion von Mezcal. In der nicht allzu fernen Zukunft wird es, versprochen, einen ausführlichen Bericht über die Geschichte, Herstellung, und Vielfältigkeit des Mezcales geben!

Agavenfeld. Piñas. Erdofen. Geröstete Piñas. Zerkleinern der gerösteten Piñas. Zerkleinerte Piñas. Bottich zum Vergären. Tönerne Brennblase. Kupferne Brennblase. Von der Agave zum Mezcal: Agaven auf dem Feld (1), denen kurz vor dem Blühen die Blätter abgeschnitten werden. Die übrig bleibenden Agavenherzen (2), die sogenannten Piñas, werden dann in einem Erdofen (3) zugedeckt geröstet. Die gerösteten Piñas (4) werden dann zerkleinert (5) und in einem Bottich (6) gesammelt, worauf die Masse dann an der frischen Luft natürlich vergärt (7). Das ganze wird dann entweder in einer tönernen (8) oder einer kupfernen (9) Brennblase meist zweimal destilliert.